Die Bestie in Uns
 

Teil 1

In Gedanken versunken spielten ihre Finger mit dem kleinen goldenen Feuerzeug, bevor sie es wieder in die Handtasche gleiten ließ. Tief sog sie den Rauch ihrer Zigarette ein, versuchte das Chaos in ihrem Inneren zu beruhigen, was ihr - wieder einmal - gründlich mißlang. Der Kaffee vor Ihr war längst kalt geworden, trotzdem leerte sie die Tasse mit einem großen Schluck, griff nach dem Schwenker, der daneben stand, und stürzte auch dessen Inhalt in einem Zug hinunter. Sie fühlte, wie sich der scharfe Alkoholgeschmack in ihrer Kehle festbiß, sich die Wärme in ihrem Magen ausbreitete. Mit einer mißmutigen Handbewegung machte sie den Barkeeper, einen baumlangen Farbigen, auf sich aufmerksam. "Noch mal das gleiche, bitte." Er sah sie an, nickte kurz und brummte: "Kommt sofort." Dann aber schüttelte er den Kopf und meinte: "Sie sollten wirklich nicht soviel trinken, Ma´am. Haben Sie Probleme?" Sie nickte nur kurz angebunden mit dem Kopf, ohne weiter darauf einzugehen. "Und ob ich Probleme habe", dachte sie, ohne es laut auszusprechen. Morgen war ihr Ultimo, ihr Nemesis. Morgen sollte sie ihr Manuskript bei ihrem Verleger abliefern, ein Manuskript, das bisher nur aus einem Titel - "Die Bestie in uns" - und 250 weißen, unbeschriebenen Blättern bestand. Alles, was sie bisher geschrieben hatte, war unweigerlich im Papierkorb gelandet. Letzte Woche hatte sie einen vielversprechenden Anfang gefunden, von dem sie glaubte, weiter darauf aufbauen zu können, aber auch dieser Ansatz war nach dem dritten Kapitel versandet und ruhte jetzt als Asche am Boden ihres Papierkorbs. Sie konnte es einfach nicht. Nach einigen Kurzgeschichten, die teilweise sogar ganz gut waren, wie sie sich selber eingestand, hatte Percy, ihr Verleger sie zu einem Buch überredet. Aber sie konnte einfach keinen Handlungsbogen finden, der groß genug war, mehr als ein paar Seiten zu überspannen. Das war es dann wohl. Percy, ach Percy...du wirst mir morgen wohl den Arsch so weit aufreißen, daß mein Kopf darin Platz hat. Und welcher Verlag würde schon eine Schriftstellerin nehmen, die bei ihrem ersten Versuch dermaßen versagt hatte? Während Sie noch überlegte, womit sie wohl in Zukunft ihren Lebensunterhalt verdienen würde, fiel ihr plötzlich auf, daß sie nicht mehr der einzige Gast in der kleinen, im verrauchten Halbdunkel liegenden Bar war. Etwas entfernt von ihr stand ein Mann, ziemlich gut aussehend, sehr hochgewachsen, ungefähr in ihrem Alter - Ende zwanzig - und beobachtete sie aufmerksam. Als er ihren Blick kreuzte, lächelte er leicht. Seine ganz in schwarz gekleidete Gestalt schien in der Dunkelheit zu verschwimmen, mit ihr zu verschmelzen. Nur sein scharf geschnittenes Gesicht hob sich dem gegenüber hell, fast weiß, ab. "Und seine Augen, irgendwas kann mit seinen Augen nicht stimmen", überlegte sie. Sie waren von einem hellen, fast schon schmerzhaft scheinendem Blau und schienen von innen heraus zu leuchten wie die Augen einer Katze im Dunkeln, während er sie weiter ansah. Er wirkte auf sie anziehend und erschreckend zugleich. Seine ersten Worte waren auch nicht gerade dazu angetan, ihren Schrecken zu lindern.
"Sie können es schreiben - und beschreiben!"
"Wa...was? Wie bitte?"
"Ihr Buch. Sie sind doch Kate, Kate Mullway, die Schriftstellerin? Ich habe ihr Foto erst neulich in einer Zeitschrift gesehen."
"Woher wissen Sie von dem Buch? Wer sind Sie überhaupt?"
"Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Tonsasa. Und Ihr Buch wurde bereits vom Verlag angekündigt. "Die Bestie in uns" war doch der Titel, oder?"
"Ja...aber ich werde dieses Buch nicht schreiben. Ich kann es einfach nicht!"
"Warum nicht? Der Titel klingt sehr vielversprechend. Eine Geschichte über die Selbstzerstörung des Menschen, über die Gier nach Ruhm und Reichtum..."
"Sie verstehen mich nicht! Ich kann einfach kein Buch schreiben!"
"Und ob Sie das können. Ich weiß es!"
"Wie können Sie sich da nur so sicher sein? Ich weiß, daß ich es nicht kann!"
"Ich kann Ihnen vielleicht dabei helfen."
"Wollen Sie etwas Ghostwriter spielen?"
"Nein, Ihnen fehlt nur etwas Inspiration...und dabei kann ich Ihnen helfen. Lassen Sie mich Ihre Inspiration sein!"
Mit diesen Worten beugte sich der Fremde über sie und hauchte ihr einen sanften, fast nicht spürbaren Kuß auf die Stirn. Kate war sich nicht einmal sicher, ob seine Lippen überhaupt ihre Stirn berührt hatten, aber von dort breitete sich ein Gefühl aus, als ob ihre Haut abwechselnd in Eis und flüssige Lava getaucht würde. Mit einer Selbstverständlichkeit, die Ihren Atem stocken ließ, fuhr Antasos fort: "Gehen wir zu Dir!" Sie fühlte sich schwindlig, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen, aber sie wußte, daß Sie nur zustimmen konnte. Sie konnte sich nicht einmal erklären, warum es so war.
Später, in ihrem Appartement, unterhielten Sie sich über ihre Stories. Sie saßen sich an ihrem Schreibtisch gegenüber. Auf ihm stapelten sich die Manuskripte einiger bereits veröffentlichter Werke von ihr, die er mit sichtlichem Interesse durchblätterte. Als er auf ihr letztes Werk, eine Kurzgeschichte mit dem Titel "Der Wechselbalg", stieß, meinte er: "Diese Geschichte war außerordentlich interessant!"
"Nein, sie war Schund...billiger, kommerzieller Schund! Ich weiß, daß ich es besser könnte, aber ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken kann!"
Er stand auf, nahm einen Schluck von seinem Drink, und ging um den Tisch herum, bis er direkt hinter ihr stand. Sie konnte fühlen, wie er sich zu ihr hinab beugte, konnte seinen Atem über ihren Nacken streichen fühlen. Leise, fast tonlos flüsterte er: "Konzentrier Dich nicht auf das Schreiben an sich. Laß einfach Deine Worte aufs Papier fließen..." Seine Hände lagen nun auf ihren Schultern, fingen langsam an, sie zu massieren. Sie fühlte, wie seine Finger langsam - mal zärtlich, dann wieder fester - ihre Muskeln lockerten und seufzte wohlig auf. Wieder fühlte es sich so an, als ob jede Stelle, die er berührte, abwechselnd glühend heiß und eisig kalt würde. Kleine Schauer begannen ihren Rücken hinunter zu rieseln. Sie drehte sich zu ihm herum und blickte in seine Augen, die nun wie Diamanten zu leuchten schienen. Ein Augenblick dehnte sich zur Ewigkeit und verging wieder, als ihre Lippen sich zum ersten Kuß trafen. Mit spielerischer Leichtigkeit hob er sie hoch und trug sie zu ihrem Schlafzimmer. Ihre Augen klammerten sich an seinem Blick fest, als sie in die zärtliche Dunkelheit seiner Umarmung versank...
 

Teil 2

Kate wurde langsam wach, als die Sonne mitten in ihr Gesicht schien. Ihre tastenden Finger fanden auf der anderen Seite des Bettes nur kühle Laken, keinen warmen Körper. Sie fühlte sich hundeelend, ein Gefühl, das sich nur noch verstärkte, als sie versuchte, aufzustehen. Ihr Kreislauf schien an einem Tiefstpunkt angelangt zu sein. Abwechselnd schwarze und rote Ringe tanzten vor Ihren Augen. Mehr taumelnd als gehend erreichte sie schließlich das Bad, nur um endgültig den Kampf gegen ihren Magen zu verlieren und sich zu übergeben. Auch die kalte Dusche half ihr nicht wieder richtig auf die Beine. Als sie schließlich in der Lage war, einen klaren Blick auf die Uhr zu werfen, trug das auch nicht zu ihrem Wohlbefinden bei. Sie hätte bereits vor drei Stunden bei ihrem Verleger sein sollen. Percy würde ihr die Hölle heißmachen, er konnte Unpünktlichkeit auf den Tod nicht ausstehen. Als sie ihn dann endlich am Telefon hatte, klang er erstaunlicherweise eher besorgt als wütend.
"Mädchen" - Percy hatte die Angewohnheit, Frauen jeden Alters als "Mädchen" zu bezeichnen - "Mädchen, wo hast du denn nur gesteckt? Ich war echt schon in Sorge um Dich. Du bist doch sonst die Pünktlichkeit in Person! Ans Telefon bist Du auch nicht gegangen...bist Du krank?"
"Ja, mir geht´s nicht so besonders heute. Aber ich muß Dir was anderes sagen, Percy...ich hab das Buch nicht!"
"WAS?" brüllte er los. Das war schon eher der Percy, den sie kannte. "Du hast das Buch nicht fertig? Ich hab nächste Woche schon einen Lektorentermin arrangiert! Also gut, zwei Wochen oder maximal drei kann ich Dir noch geben, aber dann brauch ich das fertige Manuskript!"
"Percy, du hast mich nicht ganz verstanden. Ich sagte nicht, ich habe das Buch nicht fertig. Ich habe gar nichts, keine einzige Seite!"
Sie konnte hören, wie er in seinen Ledersessel plumpste, als hätte ihm jemand sein gesamtes Skelett innerhalb einer Hundertstelsekunde aus dem Körper gerissen und nur das wabbelige Fleisch übriggelassen.
"Das kannst Du mir nicht antun! Keine einzige Seite? Mädchen, das bricht mir...nein, das bricht uns beiden das Genick. Wir sind unten durch in der Branche. Ich glaub es einfach nicht. Wie konnte ich Dir nur glauben, daß Du fähig bist, ein Buch zu schreiben..."
"Percy, das mit dem Buch war Deine Idee!"
"Du wirst doch wenigstens irgendwas haben? Komm´ heut um fünf in mein Büro und bring alles mit...irgendwie werden wir schon ein Buch daraus machen. Vielleicht keinen Bestseller, aber wenigstens ein Buch."
"Gut, wir sehen uns nachher um fünf..." Weiter kam sie nicht, er hatte bereits den Hörer auf die Gabel geworfen.
Nachdem sie sich angezogen hatte, setzte sie sich wie jeden Tag - mehr aus Gewohnheit als aus wirklichem Schaffenseifer - an ihre alte Schreibmaschine, spannte einen Bogen Papier ein und begann damit, eine neue Fassung ihres besten Ansatzes zu tippen. Plötzlich hörte sie in ihrem Kopf die Worte des Fremden von gestern: "Konzentrier Dich nicht auf das Schreiben an sich. Laß einfach Deine Worte aufs Papier fließen..." Die Stimme erschien ihr so laut, daß sie für einen Moment dachte, er stände wirklich hinter ihr und sich irritiert umdrehte, aber ihre Wohnung war so leer wie zuvor. Sie wendete sich wieder ihrer Schreibmaschine zu... und wußte mit einem Male, wie die Geschichte zu beginnen hatte. Nicht nur das, die gesamte Story lag vor ihrem geistigen Auge glasklar ausgebreitet. Vier Stunden später hatte sie zwar immer noch nichts gegessen, aber dafür die ersten fünf Seiten fertig formuliert und zwei Schlüsselszenen halbwegs ordentlich zusammengefaßt. Insgesamt zehn Seiten befanden sich in ihrer Mappe, als sie Percy´s Büro betrat. Er begrüßte sie mit seinem finstersten Blick. "Ist das alles?" fragte er nur, mit einem kurzen Blick auf die Mappe, "Dann gib mal her!" Als er nach einer Viertelstunde wieder aufblickte, sah sie zumindest etwas Hoffnung auf seinem Gesicht aufblitzen.
"Hast Du die Story im Kopf? Komplett?"
Sie konnte nur nicken.
"Wie schnell? Nein, warte...heute ist der zweite. In vier Wochen, am dreißigsten, sehen wir uns wieder. Entweder mit einem kompletten Roman oder wir beide können uns als Tellerwäscher im Imbiß bewerben!"
Von da an arbeitete sie wie eine Besessene. Seite um Seite rauschte durch ihre Schreibmaschine. Sie schlief nur noch, wenn ihre Finger zu müde waren, um weiterzutippen, aß fast nichts mehr, selbst der Gang zur Toilette war ihr nur eine verhaßte Störung. Ihr Stil hatte sich vollkommen verändert, statt ihrer ausschweifenden, überladenen Art wählte sie eine direktere, überzeugendere Sprache. Sätze, an denen sie früher stunden- oder tagelang geschliffen hatte, bannte sie im ersten Anlauf perfekt aufs Papier.
Vier Wochen später betrat sie - zehn Kilo leichter, erschreckend bleich und mit tiefen Ringen unter den Augen - wieder das Büro ihres Verlegers. In ihrer Mappe befanden sich über vierhundert statt der 250 Seiten. Percy sah sie erschrocken an, starrte dann wieder auf den Packen Papier auf seinem Tisch und wieder zu ihr hoch.
"Mädchen, du siehst ja aus wie der lebendige Tod. Setz dich erst mal hin, ich hol dir ´nen Kaffee!"
Kurz darauf war er zurück, mit einer Tasse, deren Inhalt dem Geruch nach zu urteilen mindestens zur einem Viertel nicht aus Kaffee bestand. Dankbar nippte sie daran.
"Ich glaub´ es einfach nicht! Du mußt ja geschuftet haben wie eine Verrückte! Aber sag mal, wann hast Du eigentlich zum letzten Mal ´was Anständiges gegessen? Hast Du überhaupt noch Geld?"
Anscheinend wußte er schon, wie die Antwort ausfallen würde, denn er verließ zum zweitenmal sein Büro. Auch diesmal kam er schnell wieder zurück und drückte ihr einen Scheck in die Hand.
"Was...Der kann doch unmöglich schon durch die Buchhaltung gegangen sein! Es ist noch nicht mal halb zehn!"
"Verdammt noch mal! Mußt du unbedingt von jedem Pfennig wissen, woher er kommt?" schnauzte Percy sie an, um dann ruhiger fortzufahren: "Du löst jetzt erst mal den Scheck ein, gönnst Dir ein gutes Essen und schläfst Dich aus!"
Zum Abschied drückte er sie kurz an sich und meinte: "Paß auf dich auf, Mädchen! Ich ruf Dich in zwei, drei Tagen an, sobald ich die Story gelesen habe."
Es dauerte nicht einmal zwei Tage. Bereits am nächsten Morgen klingelte ihr Telefon. Percy klang, als ob er den Tränen nahe wäre.
"Verdammt noch mal, Mädchen. Weißt du eigentlich, was Du da abgeliefert hast? Das...das ist pures Dynamit, das ist das Zeug, aus dem Bestseller gemacht werden. Ich hab die ganze Nacht durchgelesen. Ich kann´s einfach nicht glauben, daß Du das in vier Wochen geschrieben hast! Damit blasen wir King von den Regalen. Ich kann das eigentlich gar nicht veröffentlichen, dafür kann Dir der Verlag einfach nicht genug zahlen. Ich schick das heute noch ans Lektorat, aber die werden kaum Arbeit damit haben!"
Bevor sie noch richtig wußte, was sie sagen sollte, hatte er bereits wieder aufgelegt...
 

Teil 3

Percy´s Instinkt hatte ihn nicht getrogen: Das Buch wurde ein Bestseller und hatte einen reißenden Absatz. Für Kate verging die Zeit wie im Flug, über Nacht wurde sie zur gefeierten Schriftstellerin. Aber jedesmal, wenn sie sich an den Computer setzte, der inzwischen ihre alte Schreibmaschine ersetzt hatte, fühlte sie sich entsetzlich leer. Die Gabe des Schreibens war so plötzlich von ihr genommen worden, wie sie gekommen war. Außer ein paar mittelmäßigen Kurzgeschichten gelang ihr nichts, von der Idee zu einem neuen Buch ganz zu schweigen. Sie dachte oft an den einen Satz, mit dem ihr erstes Buch seinen Anfang genommen hatte: "Konzentrier Dich nicht auf das Schreiben an sich. Laß einfach Deine Worte aufs Papier fließen...", aber auch das half ihr nicht weiter.
Eines Abends, bei einem Spaziergang, dachte sie laut vor sich hin:
"Mir fällt und fällt nichts mehr ein. Verdammte Inspiration! Wo bist du, wenn man dich braucht?"
Hinter ihr antwortete eine Stimme: "Hier..."
Sie wirbelte herum, und da war er wieder. Wie an jenem Abend ganz in Schwarz gekleidet, seine Gestalt unscharf, verschwommen im Dunkel der Nacht, stand er vor ihr, nur seine Augen schienen in der Dunkelheit zu leuchten.
"Wer... oder besser WAS bist du?"
Die Dunkelheit schien um ihn herum zuzunehmen, dichter zu werden. Er lächelte leicht: "Ich nenne mich Tonsasa. Ich bin, was ich bin. Mehr kann ich Dir dazu nicht sagen. Ich nehme mir von den Menschen, was ich benötige und gebe ihnen dafür, was sie sich wünschen. Meine Erfahrung, mein Wissen, meine Inspiration - das alles kann ich Dir geben. Der Name "Mary Shelley" dürfte dir ja nicht unbekannt sein, oder?"
"Natürlich nicht! Aber sie ist seit fast 150 Jahren tot!"
"Sie war meine erste Geliebte!"
"Bist du... ein Vampir?"
Diesmal lachte er laut: "Jahrhundertelang wurde uns dieser Name verliehen. Doch es ist nicht das Blut, das uns lockt. Es ist das Leben."
"Aber ich dachte, Mary Shelley wäre an Tuberkulose gestorben?"
"An Schwindsucht. Zumindest glaubte sie das bis an ihr Ende."
"Und warum ich? Liebst Du mich etwa?"
"Liebe, so wie Du Dir sie vorstellst, kenne ich nicht. Dennoch komme ich nicht umhin, Dir zu sagen, daß ich etwas Besonderes für Dich empfinde."
"Bin ich etwa im Bett besser als sie?"
"Du verstehst mich nicht ganz. Ich kann es Dir nur anbieten. Sage nein, und ich werde für immer verschwinden. Du wirst Dein Leben so leben, wie es bisher war. Du wirst es so lange genießen können, wie es Dir vorherbestimmt ist, abzüglich der Jahre, die ich Dir bereits genommen habe, damit Du dein Buch schreiben konntest."
"Und...wenn ich..." Ihre Stimme versagte. "Wenn ich ja sage, wie lange bleibt mir noch?"
"Wer weiß? Vielleicht 5 oder 7 Jahre, vielleicht auch 10. Ich kann es selbst nicht genau sagen."
"Und wenn ich es selber versuche? Ich habe ja auch andere Stories selbst geschrieben! Vielleicht wird es dauern, bis ich soweit bin, vielleicht wird es nur halb so gut werden, aber ich könnte es schaffen!"
"Ja, vielleicht könntest Du es schaffen. Ich kann Dir die Entscheidung nicht abnehmen!"
Sie sah ihn lange schweigend an. Die Finsternis schien seine Gestalt mehr und mehr zu verdecken, ihn aufzusaugen. Nur sein Gesicht zeichnete sich weiß, wächsern vor der Dunkelheit ab. Seine Augen lagen auf ihr, schimmernd und funkelnd wie Sterne am Nachthimmel, nur von tausendmal hellerem Schein. Ihr wurde mit einem Mal bewußt, daß Sie sich eigentlich schon längst entschieden hatte.

Wir haben alle die Bestie in uns...

 

(c) 1997
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